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Calcarer Freilichtspiele von 1924 bis 1934

 

1924 Aufführung im Saal in der Tonhalle

Ab 1925 Aufführungen in der Teufelsschlucht im Monreberg
 
1925
Calcarer Passion  -  1926 Paradies und Brudermord

      1927 Joseph und seine Brüder - 1928 Parsifal  - 1930 Calcarer Passion

1932  Paradies und Brudermord  -  1934  Andreas Hofer

 


Nr 51 - Donnerstag, 1. März 1951  Rheinische Post
180.000 sahen einst Calcarer Freilichtspiele 

Das „Oberammergau des Niederrheins" müßte zu neuem Leben erweckt werden 

 

KALKAR. An der Strecke nach Xanten liegt am Monreberg bei Kalkar eine wild verwachsene Schlucht. Wohl kaum einem der vielen Reisenden, die vom Zuge aus in diese Schlucht sehen, wird etwas besonderes daran auffallen; es seien denn die fast stufenförmig abfallenden Abhänge.  Und doch erhob sich hier noch vor weniger als 20 Jahren eine der bedeutendsten Naturbühnen Deutschlands, die "Teufelsschlucht“, der Schauplatz der in weiten Kreisen bekanntgewordenen Kalkarer Freilichtspiele.
 

Es wird viele Leser der "RP" interessieren, etwas aus der Geschichte der Freilichtspiele zu lesen, aus der Zeit, als man Kalkar das "Oberammergau des Niederrheins" nannte.

Im April 1924 fanden die ersten Aufführungen der Kalkarer Spielgemeinde statt, und zwar mit dem Passionsspiel "Das Leiden Christi” von P. Wiesebach S.J., damals noch in der Tonhalle. Kaplan Esser, der Initiator der Freilichtspiele, trug in die Pfarrchronik ein: "Gewaltiger Erfolg”. Es wurde angeregt, die  Spiele, um sie auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, in die freie Natur zu verlegen, Die Teufelsschlucht am Monreberg schien das ,geeignete Gelände zu bieten. Am 24. November 1924 begann man dort mit den Erdarbeiten zur Herrichtung der Naturbühne. In monatelanger, mühsamer Tätigkeit wurden die Arbeiten durchgeführt. Nach Fertigstellung fügte sich die Bühne harmonisch in die Landschaft ein. An der Südseite der Schlucht wurden 5000 Sitzplätze terrassenförmig 70 Stufen hoch, angelegt. Von dort aus bot  sich ein herrlicher Blick auf den gegenüberliegenden Abhang und den Grund der Schlucht, die Bühne und Hintergrund abgaben für die Spiele.

Freilichtspiele
Eingeleitet wurden die Freilichtspiele durch die Aufführung der „Calcarer Passion" von P Wiesebach S.J. einer Originalbearbeitung des Werkes "Das Leiden Christi“ vom selben Dichter, der übrigens zu den Mitbegründern des Bühnenvolksbundes gehörte. Er war auch bei einigen Proben selbst in Kalkar anwesend. Der Frankfurter Dramaturg Philipp Malburg, der zugleich den Christus darstellte, leitete das Passionsspiel. 

Die Kalkarer Mitwirkenden - über 250 - waren mit ganzem Herzen bei der Sache und spielten mit großer Hingabe. Der Erfolg des ersten Jahres war überwältigend: 30 000 Besucher sahen die Kalkarer Passion in diesem ersten Sommer.Im nächsten Jahre, 1926, brachte die Kalkarer Spielgemeinde unter Leitung von Dr. Konrad Maria Krug das biblische Schauspiel "Paradies und Brudermord" von Sebastian Wieser zur Aufführung. 1927 wurde, wieder unter Leitung von Dr. Krug, das Schauspiel "Josef und seine Brüder" von Louis Parker in der Neubearbeitung von Sebastian Wieser aufgeführt. Das Volksschauspiel "Parsifal" von Peter Macholin, eine volkstümliche Umarbeitung des mittelhochdeutschen Epos Wolfram von Eschenbachs erlebte im Jahre 1928 ebenfalls einen großen Erfolg. 


Den Höhepunkt der Kalkarer Freilichtspiele brachte allerdings erst d, Jahr 1930 mit der Aufführung der "Calcarer Passion 1930", einer Sonderbearbeitung der Oetigheimer Ausgabe des Oberammergauer Textes. Willi Heix aus Kalkar war der Christusdarsteller. In diesem Jahre wurde Kalkar erst recht das "Oberammergau des Niederrheins". Das Jahr 1932 sah die Wiederholung von "Paradies und .Brudermord" unter der künstlerischen Leitung von August van Vügt, Kalkar.
Nach 1933 wurde der Kalkarer Spielgemeinde keine Spielgenehmigung mehr erteilt, religiöse Themen aufzuführen. Dadurch war aber auch das Schicksal der Freilichtspiele besiegelt. Zwar führte 1934 die Spielgemeinde noch das Volksschauspiel  Andreas   Hofer" auf, doch war der Erfolg mit dem früherer Jahre nicht mehr zu vergleichen. Ueber Sinn und Ziel der heimatverbundenen Kalkarer Laienspielkunst sagte Michael Becker in seinem Vorspruch zur „Passion 1925": "Was frommer Schnitzer großer Meisterschaft gelang, nichts anderes wollen nun mit ihrer Art die Enkel ihren Zeiten sagen". Dieses Ziel das Leiden Christi von den großen Meistern von St. Nikolai dargestellt, lebendig Zu gestalten, ist der Kalkarer Laienspielgemeinde vollkommen gelungen. Ueber 180000 Besucher waren in den sieben Jahren zu den Kalkarer Freilichtspielen herbeigeströmt aus dem Rheinland, aus Westfalen und Holland.
Freilichtspiele

Bis zu 6.000 Zuschauer sonntäglich

Soll das Vorhaben der Gründer der Kalkarer Freilichtspiele, in gewissen Abständen immer wieder die Passion zu bringen, für immer dahin sein, oder wird sich Kalkar der Bedeutung der Spiele bewußt und sie zu neuem Leben wecken.

A-n.